Grahbers Sudwerk hat das Bier nicht erfunden, Wippel Burger den Burger auch nicht. Trotzdem gehen sie ganz neue Wege. Und das ist gut so.
Das Bier zum Burger
#zäm: sich trauen, etwas anderes zu machen
Wer sich grundsätzlich für Bier und Burger begeistern kann, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zustimmen, wenn man sagt: Bier und Burger, das passt zusammen. Noch besser wird es eigentlich nur, wenn es sich um ein Bier handelt, das speziell als Begleitung zum Burger entwickelt wurde. Mit eigenem Rezept und allem was dazu gehört. Genau das gibt es bei Wippel Burger & Grill in Höchst. Gebraut wird es von Grabhers Sudwerk. Aber der Reihe nach.
Irgendwann spätnachts im Jahr 2008 hatten Matthias Grabher und sein Bruder Simon in der gemeinsamen WG-Küche eine Idee: Man könnte doch versuchen, ein Bier zu brauen. Und weil das sogar einigermaßen geklappt hat, haben die beiden weiter getüftelt. „Anfangs haben wir wirklich alles verbraut, von Kiwi bis was weiß ich was“, erzählt Matthias. Vier Jahre später stand er vor der Entscheidung, ob er sein Elternhaus übernehmen soll oder nicht. „Damals habe ich zum Simon gesagt: Was hältst du davon, wenn wir die Waschküche von der Mama zum Brau-Raum umbauen? Und Simon hat gesagt: Passt!“ Ein bisschen gedauert hat das ganze Bauverfahren dann noch, doch 2016 erfolgte die offizielle Firmengründung von Grabhers Sudwerk. 2017 starteten die beiden Brüder dann ein Crowdfunding, bei dem man unter anderem die Entwicklung eines eigenen Bierrezeptes erwerben konnte.
Im selben Jahr ist Manuel Wippel seinem Traum ein gutes Stück nähergekommen. Schon 18 Jahre zuvor hat er den Betrieb von seinem Papa übernommen, ein klassischer Imbiss mit Standards wie Currywurst, Zack-Zack etc. – schon damals mit einer klaren Vision: „Meine Frau und ich waren immer schon Burger-Fans. Wir haben uns Burgerläden auf der ganzen Welt angesehen und Ideen gesammelt. Aber es hat recht lange gedauert, bis wir den Betrieb so gestalten konnten, wie wir wollten. Also nicht nur ein paar neue Produkte auf die Karte setzen, sondern den Laden um- und ausbauen und uns richtig auf Burger spezialisieren.“ 2017 erfolgte dann eben jener Umbau. Und weil Burger und Bier eben so hervorragend zusammenpassen, erwarb er sogleich eingangs erwähntes Rezept bei seinem langjährigen Freund Matthias. Für die Realisierung haben sie gemeinsam unterschiedliche Biere verkostet um die Richtung abzustecken. Ein Pale Ale ist es dann geworden. „Das passt super zu Burger. Du hast die würzigen Aromen vom Burger und die fruchtige Note des Bieres“, so Matthias.
Doch das gemeinsam entwickelte Bier-Rezept ist nicht das einzige, was die beiden verbindet. Sowohl die Grabher-Brüder wie auch Manuel Wippel genießen das tüfteln und experimentieren. So gibt es bei Wippel etwa einen Bregenzerwälder Burger mit Bergkäse und Röstzwiebeln, einen Schweizer Burger mit Raclette und Rösti oder den New York Burger mit Balsamico-Zwiebeln und süßer Senf-Sauce. Im vergangenen Jahr begab man sich auf kulinarische Burger-Weltreise, entwickelte Burger mit Spezialitäten aus den jeweiligen Ländern, die dann für zwei Wochen auf der Karte zu finden waren. Das Highlight? „Eigentlich der Österreich-Burger: Statt Brot haben wir zwei panierte Kässpätzle-Pattys verwendet“, erzählt Manuel. Aus dem Hause Grabhers Sudwerk wiederum gibt es mittlerweile fast 15 unterschiedliche Bier-Sorten. Vom Pils über Pale Ale bis hin zu einem Himbeere Stout. „Das Stout ist eine echte Ansage. Ein bisschen schmeckt es wie ein flüssiger Muffin.“ Allerdings braut man nicht nur ausgefallene Kreationen – und das ganz bewusst: „Viele kleine Brauereien machen absolute Raritäten. Von denen trinkst du vielleicht eins oder zwei, aber dann reicht es dir. Für uns ist Bier trinken auch etwas Geselliges. Am glücklichsten sind wir, wenn wir irgendwo hinkommen und jemand hat einen 6er-Träger von uns dastehen und den trinkt man gemütlich.“
Dass bei all der Experimentierfreude womöglich auch einmal etwas nicht so gut gelingt, ist beiden bewusst – und grundsätzlich kein Problem. „Es immer schön, wenn die Menschen einem sagen, was sie denken. Denn nur dann kann man darauf reagieren,“ beschreibt es Manuel. Und das gilt nicht nur für die Kunden, sondern auch in einer Partnerschaft wie jener zwischen Wippel Burger & Grill und Grabhers Sudwerk. Denn wenn es auf beiden Seite eine gewisse Kritikfähigkeit gibt, können sich Produkte auch weiterentwickeln. „Dann kann man sich auch mal zusammensetzen und Ideen auszutauschen“, weiß Matthias. „Und zum Glück gibt es in Vorarlberg genug Leute, die sich auch trauen, mal etwas anders zu machen.“