Franz Blum ist Teil einer Vorarlberger Fischerfamilie mit langer Tradition. Jeden Tag fährt er frühmorgens auf den Bodensee hinaus, um den frischen Fang einzuholen. Anschließend verarbeitet er ihn selbst und bereitet ihn im eigenen Restaurant zu oder verkauft ihn als Frischfisch in seinem Laden. Sein Leben als Fischer ist dabei eine ständige Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten des Sees.
Der Fisch geht mit dem Licht
Kurz nach vier Uhr klingelt der Wecker von Franz Blum. Dann braucht der Fußacher keine halbe Stunde, um sich und sein Boot fertig zu machen und auf den Bodensee hinauszufahren, um den frischen Tagesfang einzuholen. „Ich gehe mit dem Licht“, erklärt Blum. „Oder vielmehr: Der Fisch geht mit dem Licht und deshalb muss ich es auch“, fügt er lachend hinzu. Wie schon sein Großvater und sein Vater vor ihm, bringt er täglich die Netze aus und gut drei Stunden später kehrt er – einmal mehr und einmal weniger beladen – mit seinem Boot zurück. Wie viel von welcher Fischart er mit heim bringt, kann er logischerweise davor nicht sagen. Darum wechselt das Angebot in seinem Fischrestaurant Fränzle‘s in Fußach und im dazugehörigen Laden auch ständig. Was Franz Blum allerdings ganz genau sagen kann, ist, mit welchem Fisch er derzeit sicher nicht zurück an Land kommt: dem berühmten Bodenseefelchen.
Ständige Anpassung
Lange Zeit galt die Art als der Brotfisch für die Fischereibetriebe am Bodensee, da er konstant über das Jahr hinweg gefangen werden konnte. Aktuell gibt es allerdings eine dreijährige Schonzeit für das Felchen. Schuld daran ist laut Blum nicht der Fangdruck, sondern vorrangig andere Faktoren. Der Stichling – ein ehemaliger Aquarienfisch – hat sich in den letzten Jahrzehnten im Bodensee breit gemacht. Anfänglich kamen sich die beiden Arten kaum in die Quere, da das Felchen ein Freiwasserfisch ist und der Stichling sich lange Zeit nur in Ufernähe aufhielt. Doch vor Jahren habe der Plankton-Fressfeind des Felchens aus unbekannten Gründen sein Verhalten geändert und sei auch ins Freiwasser eingewandert. Aber auch Kormorane und das nährstoffarme Wasser des Sees machen der Fischart und somit den FischerInnen das Leben schwer. „Das ist für uns natürlich keine leichte Situation, aber wir müssen uns und unser Angebot anpassen“, sagt Blum. Dass es seiner Meinung nach durchaus Maßnahmen gibt, um den Felchen-Bestand positiv zu beeinflussen, lässt er allerdings nicht unerwähnt. „Ich denke schon, dass Möglichkeiten bestehen, um den See – und somit auch dem Felchen – etwas mehr Leben zu lassen.“
Aus dem See
Derweilen präsentiert Franz Blum seinen Gästen in seinem Restaurant Fränzle‘s eben andere Fischarten aus dem Bodensee. „Die Menschen kommen zu uns, weil sie etwas aus dem See wollen.“ Und weil sie das Ambiente des Fischrestaurants schätzen. Die Sonnenterasse im ersten Stock bietet nicht nur einen herrlichen Blick auf die Boote des benachbarten kleinen Hafens, sondern versprüht auch maritimes Flair. „Der Boden, die Sitzbänke und die Tische sind alle handgefertigt. Mir ist wichtig, dass die Einrichtung zur hohen Qualität unserer Produkte passt“, erklärt Blum. Auf den schweren Bänken an den großen Tischen nehmen ganz unterschiedliche Menschen Platz. Von TouristInnen aus Australien oder Asien bis zu einheimischen StammkundInnen. Und sie alle wollen etwas „aus dem See“. Besonders hoch im Kurs stehen Barsch und Zander. Das gilt nicht nur für das Restaurant, auch beim Frischfischverkauf im Erdgeschoss des Gebäudes gehen diese beiden Sorten am häufigsten über die Theke. „Aber wir haben die Menschen mittlerweile auch dazu gebracht, dass sie sich trauen, selbst einen Hecht zuzubereiten.“
Steigendes Bewusstsein
Generell erlebt Blum, dass das Bewusstsein für das Lebensmittel Fisch steigt. „Grundsätzlich sind die Menschen bereit einen gewissen Preis zu bezahlen, weil sie verstehen, wie viel Arbeit dahintersteckt.“ Und die beginnt bei Franz Blum eben um halb fünf Uhr morgens am Wasser und endet nicht selten erst kurz vor Mitternacht in der Küche. Dem See und seinen Fischen überdrüssig wird er trotzdem nicht. „Ich weiß zwar nicht, ob ich auf einem Fischerboot entstanden bin, aber ausschließen will ich es nicht“, lacht er. „Und bereits im Windelalter hat mich mein Vater mit zum Fang genommen. Ich kenne nichts anderes und will auch nichts anderes.“ Was dann aber doch überrascht: Fischgerichte landen nur selten am eigenen Teller von Franz Blum. Die überlässt er lieber seinen Gästen und holt sich selbst einen Leberkäs. „Den besten gibt es bei Benno Feldkircher in Hard.“
Tipp
Von Mittwoch bis Sonntag (ab 10 Uhr) gibt es im Fränzle's fangrischen Fisch für daheim zu kaufen. Von Kretzer über Hecht bis Zander und vieles mehr. Natürlich stammen alle Fische aus dem Bodensee und sind auch in bereits filetierter Form erhältlich